Langsam knie ich mich nieder. Der Boden ist kalt. Taufrisch. Ich spüre, wie die Nässe durch meine Hose dringt. Doch das spielt keine Rolle. Mit jeder verstreichenden Minute wird es heller. Doch noch können uns die ersten Sonnenstrahlen nicht stören. Wir sind noch nicht bereit für sie. Wie lange uns bleibt? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass die Zeit sich nicht bitten lässt und zu spät, zu spät bleibt.
Zaghaft senke ich den Kopf. Die Spitze eines feuchten Grashalms kitzelt mein Ohrläppchen. Ich beachte es nicht, denn meine Augen sind nur bei dir. Meine Hände umschließen kühles, schwarzes Plastik. Automatisch arbeiten sie, ohne dass ich dich aus dem Blick verliere. Du bleibst mein Fokus. Das Objekt meiner Begierde.
Meine Beine beginnen bereits zu kribbeln. Ein unangenehmes Gefühl und dennoch rühre ich mich nicht mehr, denn ich bin bereit. Es wird gleich so weit sein. Ich muss nicht mehr lange warten. Der erste Strahl der Sonne hangelt sich über den Hügel hinter mir. Wie erwartet, beobachtet, tagelang geplant. Es ist der Moment in dem ich abdrücke.
Der Moment in dem die Magie geschieht und der erste Strahl des Tages auf den Tropfen der Nacht trifft. Ich halte dich für immer fest. Für all die, die noch schlafen, keine Zeit gefunden, kein Interesse an deiner Schönheit haben. Für all die, die dich sonst für immer verpasst hätten.
© Sandra Gottwaldt
Comments